Weak-Words und ihre Auswirkung auf die Qualitaet von Anforderungsdokumenten

Das Verwalten und Prüfen von Anforderungen ist ein wichtiger Bereich des Requirements-Engineerings. Bei der Prüfung von Anforderungen muss beachtet werden, dass diese in den meisten Fällen in natürlicher Sprache verfasst werden. Diese Tatsache birgt das Risiko, dass die Anforderungen unvollständig, nicht eindeutig und unpräzise sein können [1], was dazu führt, dass Anforderungen von den unterschiedlichen Projektbeteiligten auf verschiedene Arten interpretiert werden. Lexikalische, pragmatische, semantische und syntaktische Ambiguitäten (= Mehrdeutigkeiten) stellen ein hohes Risiko dar. In dieser Arbeit soll der Fokus auf den sogenannten Weak-Words liegen, die in bestimmten Kontexten lexikalische Ambiguitäten auslösen. Ein Weak-Word ist ein “Wort oder eine Phrase, deren Benutzung in einem Freitext darauf schließen lässt, dass der Freitext mit hoher Wahrscheinlichkeit unpräzise ist” [2]. Ein Beispiel für ein Weak-Word ist das Adverb lang(e). Betrachtet man den Satz “Der Knopf muss lange gedrückt werden”, kann festgestellt werden, dass lange einen großen Interpretationsspielraum eröffnet, weil jeder Projektbeteiligte das Wort lange auf seine eigene Art und Weise interpretiert. Ungenaue Konstruktionen, die durch Weak-Words entstehen, gilt es aus diesem Grund zu vermeiden. Eine manuelle Analyse ist sehr zeitund dadurch auch kostenaufwendig, daher stellt eine automatisierte Analyse einen großen Vorteil dar. Gängige Werkzeuge für die Kontrolle von Anforderungen, wie ReQualize [3] und DESIRe R © [4], führen bereits eine automatisierte Weak-Word-Analyse durch. Es wird nach bestimmen Weak-Words, welche in einer Liste dokumentiert sind, gesucht und bei jedem Auftreten eines WeakWords in einer Anforderung eine Warnung an den Benutzer des Systems zurückgegeben. Eine solche Herangehensweise scheint auf den ersten Blick eine ausreichend gute Lösung zu sein, betrachtet man aber den Satz “Der Knopf muss 5 Sekunden lang gedrückt werden” wird man feststellen, dass das Weak-Word lang hier keinen Interpretationsspielraum eröffnet, sondern ganz im Gegenteil dazu beiträgt, dass die Anforderung präzisiert wird. An dieser Stelle eine Warnung auszugeben, ist folglich nicht erforderlich. Bei einer WeakWord-Analyse sollte also nicht allein nach den Wörtern gesucht werden, es müssen auch die Kontexte, in welchen sie verwendet werden, in die Analyse miteinbezogen werden. Im Folgenden soll die Entwicklung eines Weak-WordAnalyse-Werkzeugs beschrieben werden, welches linguistisch annotierte Anforderungsdokumente einliest, ausgewählte Weak-Words identifiziert und aufgrund von deren Satzkontext entscheidet, ob eine Warnung an den Benutzer zurückgegeben werden soll, damit dieser die Möglichkeit hat, die potentiell unpräzisen Anforderungen nochmals zu überarbeiten.